Kenosis: Do the maths!
Für das wunderbare Wort κένωσις hat die deutsche Sprache sich die Übersetzung “Selbstentäußerung” ausgedacht. ER entäußerte sich und nahm Knechtsgestalt an, schreibt Paulus den Philippern, und seit Luther haben wir nun dieses Wort.
Kenosis ist das Auf-den-Menschen-Zugehen Gottes, der Seine üblichen fünfundzwanzig+ Dimensionen ablegt, Länge, Breite und Höhe eines Menschen annimmt, in die Zeit eintritt und den Vektor der Weltgeschichte umdreht.
Und da Gott der unveränderlich Ewige ist, ist dieses Entgegenkommen auch heute noch präsent. Es ist der Grund, die Grundlage und die Existenzberechtigung für Religion, in orthodoxem Verständnis. Man kann IHN treffen!
Die entgegengesetzte Bewegung Auf-Ihn-zu geht vom Menschen aus, sie nennt sich Theosis, Vergöttlichung, ist ein Heraustreten aus dem irdischen Einerlei.
Vr. Pavel hat ja nun auch Mathematik studiert, und das schlägt schon mal durch: Man nehme Zahlenfolgen. Die können einen Grenzwert, eine Summe haben, und die kann irrational sein, so irrational wie der Glaube an Gott. Ein Beispiel:
Das ist unser Aufstieg zu Gott: wir tun Schritte hin zu IHM. Einer tut mehr, der andere weniger. Je mehr, desto besser. Je zielgerichteter (“wahrer”), desto besser. Aber wir gelangen aus eigener Kraft nie, nie ans Ziel. Immer nur fast. Der letzte Schritt ist – Glaube. Vertrauen, dass Dir Gott entgegenkommt. Dass ER Dir die übrigen – unendlich vielen! – Schritte abnimmt, damit Du IHN treffen kannst. Das ist die Botschaft von Jesus, die hat sonst keiner: Gott ist bereit zur κένωσις. Are you ready to do the maths?
Die Schritte hin zu Gott sind DAS Thema der orthodoxen Liturgie. Niemand tut so viele, wie wir. Aber das ist schon der nächste Beitrag.